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Diese Seelen

Roman, Hard Cover, 272 Seiten, 22.90 Euro, ISBN 978-3-940426-12-3

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"Diese Seelen" erzählt Geschichten aus der neoliberalen Wirklichkeit. Der realitätsferne Soziologe Robert rutscht in die Arbeitslosigkeit. Seine Ex-Freundin, die TV-Journalistin Tess, scheitert an ihrer Skrupellosigkeit. Jürgen, ein Junge aus dem Kölner Kleinbürgertum, träumt von der großen Karriere als Tänzer in der Show von Tess, versagt aber auf ganzer Linie. Seine Schwester Mika, Arbeitsvermittlerin, sucht ordentliche Verhältnisse und stürzt in die Katastrophe...

Presse

"Stahls kritisches Gesellschaftspanorama reicht historisch von Atari-Spielen über Techno, Big Brother bis zu Hartz IV. Diesen Zeitgeist-Begriffen haucht er unterhaltsames Leben ein. Seine schnörkellose Prosa ist sensibel Milieuslangs abgelauscht, die Dramaturgie stimmig, sozusagen kinotauglich." (Felix Johannes Krömer, FAZ, zur kompletten Rezension)

"Stahl beschreibt (...) auf bisweilen bissige und tragikomische Weise, wie sehr das Leistungsprinzip das Selbst des modernen Menschen bestimmt. Wer nicht mitzieht, hat verloren. Wer nicht funktioniert, ist nichts wert. (...) In Zeiten der Finanzkrise trifft Stahl mit seiner latenten Kapitalismuskritik einen Nerv..." (Gesa Evers, Rheinische Post)

“Über die kranke Seele unserer Gesellschaft schreibt der Autor in seinem Buch, hoch aktuell ist das Buch auch in der jetzigen Finanzkrise.“ (Begzada Đulović-Kilian, radio multikulti/RBB)

Aus einem Radio-Interview, das Marion Brasch mit Enno Stahl führte:
MB: Die Figuren, die Sie beschreiben, scheitern alle mehr oder weniger, und zwar nicht an sich selbst, sondern am Kapitalismus, das kann man so sagen oder?
ES: Oder sagen wir an den sozialen Umständen, um das etwas netter zu sagen.
MB: Ja, aber das ist ja Kapitalismus, die sozialen Umstände, mehr oder weniger.
ES: Das ist ein Wort, das plötzlich wieder total en vogue ist...
MB: Darauf wollte ich hinaus...
ES: Ich habe da auch gar nicht so viel gegen, letztlich. Dass man die Sache benennt, woher sie kommt. Also ich denke, dieses Buch versucht, an der Seele der Gesellschaft zu arbeiten, und die Seele der Gesellschaft ist in sich vielleicht etwas verdorben, der Grad der Verdorbenheit bemisst sich schon an diesem Wirtschaftssystem.
MB: Na ja, aber da sieht man relativ wenig Hoffnung, also weder für die Protagonisten noch
für das Wirtschaftssystem! So in weiterer Zukunft, oder?
ES: Ja, Sie wissen ja, Frau Brasch, aus der Tragödie erwächst die Hoffnung, die Komödie findet sich ab mit dem Unabänderlichen. Mit anderen Worten: dieses mitunter etwas ernste und traurige Buch lässt Platz nach oben, es kann ja nur besser werden! 
(Radio Eins/ RBB)

"Gemeinsam ist Stahls prototypischen Romanfiguren nicht allein, dass sie sich ausschließlich über ihren beruflichen Erfolg und die soziale Anerkennung definieren, die ihnen zuteil wird, es gelingt ihnen auch bis zum jeweils mehr oder weniger bitteren Ende ihrer Geschichte nicht, ihre gesellschaftliche Konditionierung zu erkennen." (Thomas Blum, Literaturkritik.de, zur kompletten Rezension)

">>Diese Seelen<< spiegelt das prekäre Leben rund um überqualifizierte Geisteswissenschaftler, smarte Journalisten und verzweifelte Künstler. Die Kulisse von drohender Verarmung und dem neo-liberalen Imperativ zu Selbstverantwortung und Selbererschaffung macht dabei alles nicht gerade leichter." (Linus Volkmann, INTRO, Dezember 2008)

"Den Widerspruch zwischen Selbstbild und Realität führt der Autor dem Leser dabei geschickt, mit einem unglaublichen Gespür für die alltäglichen Widersinnigkeiten vor Augen. Schlechte Eigenschaften steigern sich langsam zu pathologischen Charakterschwächen, und alltägliche Geschichten enden wunderbar tragikomisch in Grotesken." (Kölner Illustrierte, Dezember 2008, hier zur kompletten Rezension!)

In der Januarausgabe der österreichischen Zeitschrift Skug führt der Sozialwissenschaftler Johannes Springer ein Interview mit Stahl, das den Romanthemen soziogisch-gewissenhaft auf den Grund geht - sehr zu empfehlen!

"Wie entstehen Arschlöcher? - vorausgesetzt, man wird nicht als ein solches geboren. Verbocken es die Eltern, ist "die Gesellschaft" schuld oder hat man einfach nur Pech gehabt auf dem Weg zu sich selbst? Professor oder PEnner, manchmal sind es nur fünf Minuten im Leben einer viel versprechenden Existenz, die zu ihrer völligen Degradierung führen. So sieht es jedenfalls Enno stahl in seinem jüngsten Roman" (Dieter Wenk, Textem.de)

"Diese Seelen« verspricht »Geschichten aus der neoliberalen Wirklichkeit«, und die Figuren hören auf Namen wie Robert, Tess und Mika und nicht Katharina, Anne oder Juli." (SPEX, Oktober 2008)

Hier finden Sie eine Rezension von Simone Blaß in der Kulturküche.


Leseprobe (Auszug aus: Tess oder Das rote Licht)

I 1987
„Tess ist ein fröhliches Mädchen, redegewandt und aufgeschlossen“, schwärmte die Gymnasialdirektorin bei der Abiturfeier. Tess’ Mutter freute sich: „Das ist nett, dass Sie das sagen. Und komisch, das sind exakt dieselben Worte, die ihre Klassenlehrerin damals ins Zeugnis des ersten Schuljahrs geschrieben hat.“

Das fröhliche Mädchen saß daneben, krümmte sich in Gedanken, wollte nichts davon hören, erhob sich, wandte sich ab, nur nach draußen, raus aus der Aula, frische Luft.

Tess schnappte sich eine Sektflasche, die verlassen am Eingang stand, taumelte über den Schulhof und brüllte: „Ausziehen! Alles, was Schwänze hat, sofort ausziehen!“ Obwohl die Angesprochenen nicht minder trunken waren, kam niemand der Aufforderung nach. Die Jungs, bartlos, bleich, in Lederjacken, grinsten. Tess’ Freund Robert schnaubte sie an: „Super, du kommst rüber wie die letzte Prollschlampe!“

„Na und?“ versetzte sie bissig, „Vielleicht bin ich das ja, ‘ne Prollschlampe!“
Robert antwortete: „Sieht ganz so aus.“
„Scheiß-Arschloch. Wieso geb’ ich mich mit dir überhaupt ab?!“

Sie drehte sich abrupt weg. Auf ihren Pumps schlingerte sie rüber zur Raucherecke, schleuderte die Sektflasche gegen die Schulmauer. Die zersplitterte in tausend grüne Scherben, Tess nickte zufrieden, eine weiße Schaumnase rann den Beton hinab.



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