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Heimat & Weltall

2 Prosazyklen. 104 Seiten, brosch., mit Fotoarbeiten des Autors und Computergrafiken von Roland Bergère, ISBN-Nr. 978-3-85415-440-2, ? 13,90

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Im ersten Teil des Buchs durchmisst der Autor erzählend und nachsinnend den Landstrich des nördlichen Rheinlands, persönliche Gedenkorte und Erinnerungsstätten seiner früheren und aktuellen Lebenswelt. Die Aufmerksamkeit des Erzählers richtet sich auf ORTE und WEGE, die für psychische Räume, biographische Bewegungen und Verbindungen stehen, und schließlich auf PFLANZEN, die aus der Erfahrung des Erzählers heraus charakteristisch für die Schauplätze sein mögen.

Während die „Heimat“-Texte unmittelbar Gegebenes präsentieren, „in der Hoffnung, das Rätselhafte, das uns umgibt, greifbar werden zu lassen“, versucht der science-fiction-hafte Zyklus „Weltall“ Möglichkeits­modelle zu konturieren, Chancen und Risiken, Formen des Widerstandes zu benennen, wo Freiräume kaum mehr vorhanden sind: „Alles ist elektrifiziert, alles digitalisiert, alles medial, der Wahrnehmungsraum also weitgehend virtuell. Letzte Residuen ,authentischer‘ Repräsentationen sind beständig verschränkt mit holografischen Projektionen, allgegenwärtigen Live-Übertragungen.“

In beiden Zyklen geht es um Deterritorialisierung: „Heimat“ hat sich in ubiquitäre Verwechselbarkeit aufgelöst. Die Vorstellung vom „Weltall“ als utopischem Zukunftsraum zerstiebt unter der Vision eines all-gewaltigen Marktes. Folgerichtig ist der Sprachduktus von „Heimat & Weltall“ von einer artifiziellen Fremdheit geprägt, individuelle Redeweise geht auf im behäbigen Prosa-Stil zurückliegender Epochen oder im technoiden Idiom nachkommender Cyber-Generationen.

Presse:
"Es ist ein zweiköpfiges Ungeheuer literarischer Gattung: wortgewaltige Poesie, erschütternd emotional, mitreißend un dzugleich verschlingend. [...] Mehr als 100 Seiten prosaische Kultur-Philosophie mit schwarzweißen Fotografien und Skizzen vom Autor thematisch bebildert, liefert das Buch. Und liefert zugleich Kapitalismuskritik, Zeichensprache und Heimatkunde. Erinnerungen und Voraussagen.. Die Aussagen sind küsntlerisch kompakt verarbeitet, die expressionistische Lyrik mit sachdienlichen Hinweisen versehen [...] ein apokalyptischer Geschichtsroman." (Rainer Morgenroth in Rheinische Post, 27. Juni 2009)

Leseprobe:

Orte 1.  Das versunkene Feld

Versunken ist hier eigentlich nichts: aber so starr stehen Gestelle inmitten der Gänseblumen... Und die Gerüste mit Scheiben von hinten – es ist das Rätsel eines lokalen Sachverhalts, der nur 5 Min. von zu Haus... Früher war`s der Trainingsplatz unseres Fußballvereins: Rasenplatz, 1. Demütigungen (nicht eingewechselt), 1. Erfolge (gut gespielt, auf dem Weg zur Kreismeisterschaft)...

So weit der Himmel, von Pappeln konturiert – ziemliche Ferne, nicht ohne Ende, aber immerhin... Das Ganze jetzt ein Übungsplatz für Bogenschützen: Zen, Kunst, die Sehne zu spannen: dieser Moment der absoluten Stille: Selbstverlassenheit – indem man das Ziel denkt.

Diese Holzkreise sind verschieden und einzig: ihre Oberfläche perforiert, punktiert, zu Mustern geborsten – ein geheimer Zufallstakt/Code: direkt aus diesen seinsversunkenen Augenblicken heraus... Zeugnis materialisierter Leere: eines Widerspruchs also, der sich aufs gesamte Terrain hin erweitert: mengt blasses Erinnern mit einem verborgenen Jetzt – oder mehr: wird dieses Jetzt vor der Folie des Vergangnen...

Wir ächzen auf Rädern über die tiefe Wiese, über die Mailüfte gehen, Wolken auch und Pappelsamen...

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